4. April 2024

Fraunhofer HHI leitet neues Projekt zur Förderung klimaresistenter Landwirtschaft in Indien

4. April 2024

Das Fraunhofer HHI koordiniert das neu gestartete Konsortialprojekt "Accelerating Climate-Resilient Agriculture in Telangana, India through Data-Driven Agro-Ecological Test Hubs" (ACRAT). Das Projekt wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) im Rahmen des Innovations- und Transformationsdialogs (ITD) im bilateralen Kooperationsprogramm mit mehr als einer halben Million Euro gefördert. Die Laufzeit beträgt 22 Monate und erstreckt sich vom 1. März 2024 bis zum 31. Dezember 2025.

Der indische Agrarsektor kämpft mit einer Vielzahl komplexer und ineinandergreifender Herausforderungen, die die Nachhaltigkeit und Produktivität der Landwirtschaft erheblich gefährden: Mehr als 60 Prozent der indischen Landwirtschaft sind auf Regenbewässerung angewiesen, was ihre Anfälligkeit für Wasserknappheit und unregelmäßige Niederschlagsmuster noch verstärkt. Die weit verbreitete Verschlechterung des Bodens schwächt die Produktivität der Landwirtschaft. Darüber hinaus werden die landwirtschaftlichen Systeme durch den Verlust der biologischen Vielfalt, der durch Monokulturen verschärft wird, zunehmend anfällig für Schädlinge, Krankheiten und Klimaschwankungen. Die Bewältigung dieser Probleme erfordert einen ganzheitlichen Ansatz, der nachhaltige landwirtschaftliche Praktiken, technologische Innovationen und solide politische Maßnahmen umfasst. Hierdurch soll der Lebensunterhalt von Millionen von Kleinbauern gesichert und die Widerstandsfähigkeit des indischen Agrarsektors gewährleistet werden.

ACRAT will die landwirtschaftlichen Praktiken in Telangana, Indien, verändern, indem es fortschrittliche, datengesteuerte Technologien im Bereich der agroökologischen Produktionssysteme integriert. Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf anwendungsorientierten Ansätzen, Technologieevaluierung landwirtschaftlicher Felder und menschzentrierter Gestaltung digitaler Technologien in der Agroökologie. Ziel ist es, die landwirtschaftliche Produktivität, Biodiversität, Nachhaltigkeit und Resilienz gegen den Klimawandel zu verbessern. Die Echtzeit-Überwachung von Nutzpflanzen mithilfe von IoT-Sensoren und KI-gesteuerten Drohnen ermöglicht die frühzeitige Erkennung von Schädlingsbefall, Krankheiten und Nährstoffmangel. Zudem unterstützt KI die Entscheidungsfindung durch den Menschen. Diese Technologien tragen auch zum Erhalt der Artenvielfalt bei, indem sie bei der Identifizierung und Wahrung einheimischer Pflanzensorten helfen.

Das Fraunhofer HHI wird mit seiner Expertise in der Technologieforschung und -innovation, insbesondere im Bereich der interaktiven und kognitiven Systeme, entscheidend zur Umsetzung der Projektziele beitragen. Als Projektkoordinator auf deutscher Seite ist das Fraunhofer HHI dafür verantwortlich, die Zusammenarbeit zwischen den Konsortiumsmitgliedern zu überwachen sowie den Wissensaustausch und den Aufbau von Kapazitäten zwischen den Projektpartnern und Interessengruppen zu fördern. Darüber hinaus leitet das Institut die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten, die sich auf KI- und IoT-Anwendungen in der Landwirtschaft konzentrieren. Dabei wird ein besonderes Augenmerk auf menschzentrierte Designprinzipien, die Einbindung von KI in den menschlichen Entscheidungsprozess und die Optimierung von Benutzeroberflächen gelegt. Schließlich ist es auch für die Integration und Anpassung der NaLamKI-Plattform an die agrarökologischen Bedingungen von Telangana verantwortlich. Hierdurch wird  die Einrichtung eines dynamischen Ökosystems auf der Grundlage kollaborativer Synergien ermöglicht.

Die AgHub Foundation, die von Professor Jayashankar von der Telangana State Agricultural University (PJTSAU) geleitet wird, spielt auf indischer Seite eine entscheidende Rolle. Die Stiftung wird wichtige Pilotstudien, einschließlich technologieintegrierter Experimente und Wissenstransfer, durchführen, die für den Erfolg des Projekts essentiell sind. Darüber hinaus wird AgHub den Aufbau von Sachkompetenzen, Workshops, Seminare und Webinare organisieren, um die Verbreitung der Forschungsergebnisse in den landwirtschaftlichen Gemeinschaften zu gewährleisten. Verschiedene Abteilungen innerhalb der PJTSAU, wie die Drohnenakademie und die Abteilung für Pflanzenbau und Pflanzenzüchtung, stellen wertvolles Fachwissen zur Verfügung und beteiligen sich aktiv an den Pilotstudien.

Neben dem BMEL, dem Fraunhofer HHI und der AgHub Foundation sind das Ministerium für Landwirtschaft und Zusammenarbeit der Regierung von Telangana, Krishi Vigyan Kendras (KVKs), bäuerliche Produktionsorganisationen sowie verschiedene Technologie-Start-ups und akademische Einrichtungen in Telangana als strategische Partner an dem Projekt beteiligt.