Projektstart VReha: Virtuelle Welten für Diagnostik und Therapie

Minderungen der geistigen Leistungsfähigkeit sind nach neurologischen Erkrankungen wie Schlaganfall oder Demenz häufig. Diese mit Hilfe neuer Techniken aus dem Bereich der virtuellen Realität genau zu erfassen und dann gezielt mit den Betroffenen zu trainieren, ist das Ziel des Projektes VReha: Forscher aus Wissenschaft und medizinischer Praxis entwickeln Methoden der virtuellen Realität so weiter, dass Betroffene in computeranimierten 3D-Welten Aufgaben lösen. Dadurch lassen sich Störungen beispielsweise präziser erfassen und durch Training verbessern.

Der Neurowissenschaftler Michael Gaebler vom Max-Planck-Institut für Kognitions- und Neurowissenschaften (MPI CBS) in Leipzig erklärt: „Wir wollen Menschen mithilfe virtueller Welten bestimmte Handlungen ausführen lassen und beobachten, wie sie sich z.B. durch unbekannte Räume bewegen, um dabei präzise und digital ihre kognitiven Auffälligkeiten zu erfassen.“ Er ist einer der Köpfe hinter dem Projekt VReha, das im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung in den nächsten zwei Jahren Technologien der virtuellen Realität so weiterentwickeln soll, dass damit kognitive Einschränkungen exakter diagnostiziert und durch Training maßgeschneidert verbessert werden können. Insgesamt arbeiten mehr als zehn Experten aus Wissenschaft, medizinischer Praxis und Wirtschaft an dem Projekt. Wissenschaftler des MPI CBS und in der Praxis erfahrene Ärzte und Neuropsychologen der Tagesklinik Kognitive Neurologie der Universität Leipzig sowie der Klinik für Neurologie der Charité - Universitätsmedizin Berlin entwickeln verschiedene Aufgaben, anhand derer später erfasst werden kann, welche Besonderheiten bei verschiedenen Krankheiten auftreten. Daraus sollen störungsspezifische Profile entstehen, die in Zukunft bei der Diagnostik und Rehabilitation der Patienten unterstützen.

Forschende des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts HHI in Berlin und des Medizintechnik-Unternehmens HASOMED GmbH aus Magdeburg werden sich vor allem der Hardware-Seite widmen, indem sie das für das Projekt benötigte VR-System entwickeln. Immersive Technologien wie Virtual Reality (VR) oder Augmented Reality (AR) erleben momentan eine rasante Entwicklung. So könnte in absehbarer Zukunft fast jeder Haushalt über VR- und AR-Systeme verfügen. Dies bietet völlig neue Möglichkeiten für diagnostische und therapeutische Anwendungen in der Medizin. Für eine breite Einführung dieser neuen Technologien im Bereich der Diagnostik und Rehabilitation ist es wichtig, neue nutzerfreundliche und überzeugende Anwendungen zu entwickeln. Insbesondere bei der Interaktion in virtuellen Szenen als auch bei der Visualisierung sind entscheidende Neu- und Weiterentwicklungen notwendig. Das Fraunhofer HHI wird im Rahmen von VReha neue Basistechnologien für die VR-Eingabe und Visualisierung bereitstellen, die in Zusammenarbeit mit dem Industriepartner HASOMED GmbH zu einer prototypischen VR-Anwendung entwickelt werden. Diese VR-Tool-Box wird dann die Grundlage für die neuen, digitalen Diagnose- und Rehabilitationsverfahren der klinischen Partner sein.

In den vergangenen Jahren wurden bezahlbare Virtual-Reality-Brillen entwickelt. Ärzte, Psychologen und Neurowissenschaftler sehen großes Potenzial im Einsatz dieser Technologie, um neurologische und psychische Erkrankungen erkennen und behandeln zu können. VR-Technologien werden in der medizinischen und psychologischen Praxis bereits erfolgreich angewendet, um Stress und Schmerzen oder gar Traumata zu lindern. „Auf diesen Erfolgen wollen wir mit VReha aufbauen und sie auch darauf ausdehnen, kognitive Defizite zu erkennen und zu therapieren“, ergänzt Prof. Dr. Carsten Finke vom Projektpartner Charité. Die Forscher des Projekts VReha sind zuversichtlich, den Grundstein dafür in den nächsten zwei Jahren legen zu können.

Die Auftaktveranstaltung war bereits ein wertvoller Beitrag für die gute Zusammenarbeit und Verständigung aller Projektpartner. Es wurden sowohl konkrete als auch in der Zukunft liegende nächste Schritte abgestimmt. Das Projektteam freut sich auf die intensive Zusammenarbeit in diesem spannenden Forschungsfeld, für eine bessere Versorgung von Patienten mit kognitiven Störungen.