Kurzinterview mit Prof. Dr. Martin Schell zur QuNET-Initiative und über die Zukunft der sicheren Kommunikation

Die digitale Gesellschaft steht vor einer entscheidenden Herausforderung: Wie können hochsensible Daten künftig zuverlässig und sicher übertragen werden? Die Antwort liegt in der Quantenkommunikation, einer bahnbrechenden Technologie, die sich der Gesetze der Quantenmechanik bedient, um Abhörsicherheit auf ein völlig neues Niveau zu heben. Hier knüpft die QuNET-Initiative an – mit dieser wird der Brückenschlag von der Grundlagenforschung zur praktischen Quantenkommunikation vollzogen.

Als renommierte Forschungseinrichtung ist das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut HHI gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Angewandte Optik und Feinmechanik IOF, der Max-Planck-Gesellschaft, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt sowie der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg maßgeblich an QuNET beteiligt. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Forschung, Technologie und Raumfahrt.

Lesen Sie nachfolgend das Kurzinterview mit Prof. Dr. Martin Schell, Institutsleiter des Fraunhofer Heinrich-Hertz-Instituts:

Was ist das Ziel der QuNET-Initiative – und welche Rolle spielt das Fraunhofer HHI dabei?

Herr Schell: Die QuNET-Initiative hat sich das Ziel gesetzt, die Quantenkommunikation aus der Forschung in die Anwendung zu bringen. Als Heinrich-Hertz-Institut unterstützen wir dabei sowohl auf der Chip-Ebene als auch auf der System-Ebene bei der Eingliederung der Quantenkommunikation in bestehende Netzwerke. Das ist nicht nur ein Hardware-physikalisches Problem, sondern auch ein Problem der Integration in die Infrastrukturen, die es heute schon gibt – wir sind da die Experten.

Können Sie ein konkretes Beispiel nennen, wo sichere Datenübertragung besonders wichtig ist?

Herr Schell: Sichere Datenübertragung ist ein essenzieller Baustein für eine moderne Gesellschaft. Wir haben Stromnetze, wir haben Verkehrsnetze, wir haben Datennetze – und die Knotenpunkte in diesen Netzen sind das erste Ziel potenzieller Angriffe, und da setzen wir als Erstes an, um die Welt mit Quantenkommunikation sicherer zu machen.

Wohin entwickelt sich die Quantenkommunikation in den nächsten Jahren?

Herr Schell: Der CTO von ADVA hat das mal vor zwei oder drei Jahren so ausgedrückt: „Wenn ich heute Quantenkommunikation machen möchte, muss ich neben jedes Quantenkommunikationsgerät einen Doktoranten stellen, der das bedient.“ Davon müssen wir wegkommen. Wir müssen das, was in der physikalischen Ebene funktioniert, in eine anwendungsfähige Form bringen, und daran arbeiten wir gemeinsam mit Industriepartnern in unseren Konsortien.