Start der Globalen Initiative zum Einsatz von KI für Lebensmittelsysteme

Auf dem AI For Good Global Summit 2025 hat das Fraunhofer Heinrich-Hertz-Institut (HHI) gemeinsam mit der Internationalen Fernmeldeunion (ITU) eine Globale Initiative zum Einsatz von KI für Lebensmittelsysteme (eng.: Global Initiative on AI for Food Systems) gestartet. Die GI unter der Leitung des HHI-Experten Sebastian Bosse verfolgt die Absicht, Künstliche Intelligenz gezielt in der Landwirtschaft einzusetzen, um Produktivität zu erhöhen, Widerstandskraft zu stärken und die weltweite Ernährungssicherheit nachhaltig zu fördern. Zu den weiteren beteiligten Parteien zählen die Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation der Vereinten Nationen (FAO), das Welternährungsprogramm der Vereinten Nationen (WFP) sowie der Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD).

 

Dringender Handlungsbedarf gegen Hunger

Weltweit leiden laut der FAO über 700 Millionen Menschen an Hunger. Diese Zahl wird sich vergrößern, wenn die Weltbevölkerung Prognosen zufolge bis zum Jahr 2050 auf 9,7 Milliarden Menschen gewachsen ist. Die Nahrungsproduktion muss um 70 Prozent steigen, um das zu verhindern.

Jedoch stellt Ernährungssicherheit derzeit ein multidimensionales Problem dar: Ein Drittel der globalen Nahrungsmittel wird von Kleinbauern in abgelegenen Gebieten produziert. Die Herstellenden leiden nicht nur unter mangelnder Vernetzung und begrenztem Zugang zu Kapital, sondern sind auch in Innovationssystemen weitgehend unterrepräsentiert. Der Einsatz von Technologie ermögliche Pieternel Boogaard, Managing Director of Technical Delivery beim IFAD, zufolge, diese fehlende externe Unterstützung zu gewährleisten.

Laut Dejan Jakovljevic, Direktor der Abteilung für digitale FAO und Agrarinformatik, kann Künstliche Intelligenz als wichtige Wegbereiterin und Beschleunigerin für die Transformation von Agrar- und Ernährungssystemen dienen. Herausforderungen bestehen zudem noch in der Standardisierung und einer verantwortungsvollen Nutzung von KI. Deshalb müssen KI-basierte Lösungen gemeinsam mit und für Landwirte entwickelt, in öffentliche Systeme integriert und durch eine nachhaltige Finanzierung unterstützt werden.

 

KI als Werkzeug und strategische Notwendigkeit

„Mit dieser Initiative werden wir unseren Weg fortsetzen und diskriminierungsfreie, interoperable und offene Systeme in der Landwirtschaft verwirklichen“, erklärt der GI-Vorsitzende Sebastian Bosse, Leiter der Forschungsgruppe Interaktive und Kognitive Systeme (ICS) am Fraunhofer HHI.

Die Globale Initiative ist Teil der bis 2027 laufenden Globalen KI-Strategie des World Food Programme (WFP). Sie baut auf der Arbeit der ITU-FAO-Fokusgruppe "Artificial Intelligence (AI) and Internet of Things (IoT) for Digital Agriculture" (deutsch: „Künstliche Intelligenz und Internet der Dinge für Digitale Landwirtschaft“) auf, welche ebenfalls unter der Leitung von Sebastian Bosse stand.

Insbesondere die dort entwickelte und international anerkannte Referenzarchitektur spielt als Fundament der Global Initiative eine wichtige Rolle: Sie wurde von ICS am Fraunhofer HHI im NaLamKI-Projekt als offene, dezentrale und skalierbare Plattform implementiert und erfolgreich in verschiedenen Anwendungsfällen in Deutschland genutzt. Dazu zählen beispielsweise Datenerfassung durch Drohnen, die Integration von Satellitendaten sowie Krankheitserkennung und Ertragsschätzung in Lebensmittelbeständen. Im vom Bundesministerium für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat geförderten ACRAT-Projekt wird die Plattform außerdem im Kontext agriökologischer Praktiken mit kleinbäuerlichen Betrieben in Indien validiert und auch im Rahmen des GIZ-Projekts GeoAI zur Bodenkartierung (Soil Mapping) angewendet.

Das Kernthema der Global Initiative und vorheriger Projekte ist stets die derzeit bestehende technische Fragmentierung in der digitalen Landwirtschaft. Durch Standardisierung soll Interoperabilität gefördert werden, um die Fragmentierung offen und diskriminierungsfrei zu überwinden und dabei Nutzerzentrierung zu gewährleisten. Im Detail vereint die GI dafür vier Handlungsfelder: Zuerst wollen die Forschenden modernste KI und komplementäre digitale Technologien in die gesamte Lebensmittelwertschöpfungskette implementieren. Daraufhin soll ein Wissensaustausch erfolgen, um Best Practices und Erkenntnisse zu teilen und so ein kollektives Verständnis und Fachwissen für KI in Lebensmittelsystemen aufzubauen. Als nächstes sollen im Rahmen der Initiative kollaborative Beziehungen zwischen den Interessengruppen aufgebaut werden. Damit wollen die Forschenden Innovationen vorantreiben und den Einfluss im gesamten Sektor stärken. Zuletzt werden die innovativen KI-Anwendungen in realen Szenarien entwickelt und erprobt.

Seizo Onoe, Direktor des ITU-Büros für Telekommunikationsstandardisierung, sagt: „Durch gemeinsame digitale Infrastrukturen, Pilotprojekte und Standards wollen wir Regierungen und Innovatoren in die Lage versetzen, reale Auswirkungen für widerstandsfähige Ernährungssysteme zu erzielen. Die Ergebnisse dieser Initiative werden auch in wichtige Standardisierungsarbeitsabläufe der ITU einfließen.“

Das Fraunhofer HHI kollaboriert neben den oben genannten Institutionen mit der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit GmbH (GIZ) und dem Indian Council of Agricultural Research (ICAR) für die NaLamKI-Plattform. Eine verbesserte Produktivität und Ressourceneffizienz sowie datengeschützte Entscheidungen werden somit die globale Ernährungssicherheit stärken – damit alle einen Zugang zu sicheren, nahrhaften Lebensmitteln haben.

Mehr über die Globale Initiative finden Sie hier.

© AI for Good
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